Recy­cling­fä­hig­keit Kunststoffe: 
Sor­tier­bar­keit prüfen

Alle wesent­li­chen Anbie­ter von Sor­tier­tech­nik im Kunst­stoff­re­cy­cling arbei­ten mit NIR Sen­so­ren. Was liegt näher als bereits bei der Ent­wick­lung und Aus­wahl der Kunst­stof­fe die­se auf Sor­tier­bar­keit zu prü­fen? Vor allem Car­bon Black free Kunst­stof­fe sind gefragt.

Die­ser Arti­kel zeigt die Mög­lich­kei­ten von NIR auf und stellt ein faust­gro­ßes NIR Spek­tro­me­ter vor.

Roh­stof­fe im Kreis­lauf zu füh­ren ist nicht erst seit Kur­zem in der Gesell­schaft ein heiß dis­ku­tier­tes The­ma. Doch steht und fällt der Wunsch einer mög­lichst hohen Recy­cling­quo­te mit der Recy­cling­fä­hig­keit des Mate­ri­als. Da nur sor­ten­rei­ne Mate­ria­li­en gut recy­celt wer­den kön­nen, ist die Sor­tier­bar­keit ein ent­schei­den­der Aspekt bei der Ent­wick­lung und Aus­wahl geeig­ne­ter Kunststoffe.

Was liegt da näher als bereits bei der Ent­wick­lung der Mate­ria­len dar­auf ein Augen­merk zu legen?

Alle wesent­li­chen Anbie­ter von Sor­tier­tech­nik im Bereich Kunst­stoff­re­cy­cling arbei­ten mit NIR Sen­so­ren. Nahin­fra­rot­tech­nik ist ein opti­sches Mess­ver­fah­ren, aus­ge­reift, schnell und für die aller­meis­ten Kunst­stof­fe gut geeig­net. Wer Kunst­stof­fe her­stellt oder ver­ar­bei­tet, der kann sich sicher sein, dass sein Mate­ri­al frü­her oder spä­ter mit­tels NIR Sen­so­ren sor­tiert wird.

Tota­le Refle­xi­on und tota­le Absorp­ti­on: Opti­sches PTFE und Schwarz

Die­ser Bei­trag zeigt, wel­che Kunst­stof­fe gut mit NIR erkannt wer­den kön­nen und wel­che nicht. Der Nahin­fra­rot­sen­sor misst dabei das vom Mate­ri­al reflek­tier­te Licht. Für jeden Kunst­stoff ist das zurück­ge­wor­fe­ne Signal ein­deu­tig: Das ist die Basis für die Kunststofferkennung.

Dar­aus erge­ben sich die bei­den Extreme:

  • tota­le Absorp­ti­on des NIR Signals und
  • tota­le Refle­xi­on des NIR Signals.

Ruß­ge­färb­te Kunst­stof­fe absor­bie­ren das NIR Signal nahe­zu voll­stän­dig; Refle­xi­ons­stan­dards aus opti­schem PTFE hin­ge­gen reflek­tie­ren nahe­zu 100% des Signals. Bei­de Extre­me eig­nen sich damit nicht für die Iden­ti­fi­ka­ti­on von Kunst­stof­fen mit­tels NIR. Ins­be­son­de­re bei schwar­zen Kunst­stof­fen ist das ein gro­ßes Man­ko und indus­trie­weit bekannt.

Hel­le Kunst­stof­fe: Wo lie­gen die Grenzen?

Alle wesent­li­chen Sub­stanz­klas­sen eig­nen sich für die Sor­tie­rung mit­tels NIR, so lan­ge sie hell sind. Die Aus­nah­men hiervon:

  • Ver­schie­de­ne Addi­ti­ve ver­än­dern das NIR Signal ein­zel­nen Wel­len­län­gen oder dämp­fen das NIR Signal gar über das gan­ze Spek­trum hin­weg, wie zum Bei­spiel TiO2. Bei­des kann dazu füh­ren, dass die Sub­stanz­klas­se nicht mehr rich­tig erkannt werden.

  • Dün­ne Kunst­stof­fe wer­den von NIR durch­leuch­tet und der Hin­ter­grund mit­ge­mes­sen. Das gilt ins­be­son­de­re für dün­ne, kla­re Foli­en. Hier ist es wesent­lich zu ver­ste­hen wie wich­tig es ist die Mess­be­din­gun­gen gleich zu hal­ten, sprich den Hin­ter­grund festzusetzen.

Totale Absorption und totale Reflexion eines Spektrums im nahen Infrarot (NIR)

Grün - Refle­xi­ons­stan­dard ( voll­stän­di­ge Reflexion )
Rot - schwar­zer Kunst­stoff ( voll­stän­di­ge Absorption )
Blau - HDPE Signal
Wel­len­län­gen­be­reich von 1.450 nm bis 2.450 nm

Wie NIR Sortierbarkeit bewerten? 2 technische Lösungen vorgestellt

Natür­lich gibt es neben der qua­li­ta­ti­ven Bewer­tung die Mög­lich­keit der quan­ti­ta­ti­ven Bewer­tung der NIR Detek­tier­bar­keit. Im fol­gen­den stel­len wir eini­ge tech­ni­schen Lösun­gen hier­für vor.

Recyclingfähigkeit Kunststoffe: Sortierbarkeit prüfen 1

Die quan­ti­ta­ti­ve Über­ein­stim­mung mit der PE Refe­renz ist hoch. Hier die Stan­dard­an­wen­dung NIR Detektierbarkeit.

Recyclingfähigkeit Kunststoffe: Sortierbarkeit prüfen 1

Die quan­ti­ta­ti­ve Über­ein­stim­mung mit der PE Refe­renz ist hoch. Hier die Stan­dard­an­wen­dung NIR Detektierbarkeit.

trinamiX Scanner & Plastics Reflectivity: Die Qualität eines NIR Signals sehr einfach überprüfen

trinamiX Spektromer, smartphone app und Kundenportal

Um als Ent­wick­ler, Ver­käu­fer oder Ein­käu­fer die Sor­tier­eig­nung nach­wei­sen oder über­prü­fen zu kön­nen, benö­tigt man ein ein­fa­ches Werk­zeug, das leicht ver­ständ­li­che Ergeb­nis­se liefert.

Der tri­na­miX Scan­ner ist ein sehr kom­pak­tes NIR-Spek­tro­me­ter, das durch intui­ti­ve Bedie­nung und ein moder­nes Pro­dukt­kon­zept über­zeugt. Für die Bewer­tung der NIR-Sor­tier­bar­keit bie­tet tri­na­miX eine eige­ne Appli­ka­ti­on: Pla­s­tics Reflectivity.

Die Appli­ka­ti­on Pla­s­tics Reflec­ti­vi­ty kann neben der Sor­tier­bar­keit basie­rend auf der NIR Reflek­ti­vi­tät den Plas­tik­typ iden­ti­fi­zie­ren. Unter­stützt wer­den: HDPE, LDPE, PP, PET, PS und PVC. Wird ein ande­rer Plas­tik­typ erkannt, ist das Ergeb­nis „Sons­ti­ges“.

Für Anwen­dun­gen in der EU wird die „NIR Reflek­ti­vi­tät“ durch die Anzei­ge des kor­rek­ten Poly­mers aus­ge­wie­sen: Wenn das kor­rek­te Poly­mer iden­ti­fi­ziert wur­de, ist das Mus­ter auch dann NIR detek­tier­bar, wenn die NIR Reflek­ti­vi­tät klei­ner als 10% beträgt und anhand der ame­ri­ka­ni­schen APR-Norm als nicht detek­tier­bar aus­ge­wie­sen wird. D.h. das Ergeb­nis „sor­tier­bar: ja/nein“ ist nur gül­tig für den US-Markt gemäß der APR-Norm.

Sie erhal­ten damit 3 Aussagen:

  • Sor­tier­bar auf Basis des US ame­ri­ka­ni­schen Stan­dards? Ja/Nein

  • Berech­ne­te Refle­xi­on des NIR-Signals in %

  • Sor­tier­bar auf Basis des EU Stan­dard? Aus­ga­be des erkann­ten Polymers

Die Pla­s­tics Reflec­ti­vi­ty App in Akti­on. Sie zeigt ein­fach und klar verständlich:

  • Erkann­ter Kunststofftyp
  • Detek­tier­bar: Ja/Nein?
  • Refle­xi­on in %
Screenshot Plastics Reflectivity App trinamiX

Mit Hil­fe eines schwar­zen Kunst­stof­fes, einem Refle­xi­ons­stan­dards und ver­schie­de­nen ande­ren Pro­ben kann das obi­ge Bild schnell nach­ge­stellt und die Funk­ti­ons­wei­se von NIR auch Unbe­tei­lig­ten erklärt wer­den. Zu bewer­ten­de Kunst­stof­fe las­sen sich leicht ein­sor­tie­ren und auf ihre Eig­nung prüfen.

Fol­gen­de Fra­gen sind damit rasch beantwortet:

  • Ist mein Kunst­stoff grund­sätz­lich für NIR geeig­net? / Kann NIR den Kunst­stoff erkennen?

  • Wie weit stimmt mein Kunst­stoff mit typi­schen Refe­ren­zen über­ein? / Wird mein Kunst­stoff der rich­ti­gen Sub­stanz­klas­se zugeordnet?

  • Wel­che Zusatz­stof­fe beein­flus­sen die Kunst­stoff­er­ken­nung mit Hil­fe von Nahin­fra­rot­sen­so­ren negativ?

Solid Scanner Anwendung NIR Detektierbarkeit

/// Unse­re Soft­ware­suite bie­tet die Mög­lich­keit unter­schied­li­che Auf­ga­ben abar­bei­ten zu las­sen, wir nen­nen das „Anwen­dun­gen“. Im obi­gen Text wur­den die grund­sätz­li­chen Mög­lich­kei­ten von NIR vor­ge­stellt und wie man die Qua­li­tät von NIR Spek­tren qua­li­ta­tiv bewer­tet. Oft­mals reicht das jedoch nicht aus, vor allem bei der Ent­wick­lung neu­er Kunststoffe:

Wel­ches Addi­tiv wirkt sich wie stark auf die Qua­li­tät des NIR Signals mei­nes Kunst­stof­fes aus?

Das ist eine Fra­ge, die sich nicht immer ein­fach beant­wor­ten lässt, vor allem wenn man bei der Ent­wick­lung nur klei­ne Varia­tio­nen bei den Zusät­zen vor­nimmt. Eine zah­len­ba­sier­te Metho­de muss her!

Genau an die­ser Stel­le spielt unse­re Soft­ware­suite ihren Vor­teil aus: Sie kann ver­schie­de­ne Anwen­dun­gen „abspie­len“. Die Anwen­dung NIR Detek­tier­bar­keit hat nur ein Ziel: Wie gut ist ein NIR Signal im direk­ten Ver­gleich zu einer gege­be­nen Referenz? ///

Unse­re eige­ne Anwen­dung zur Bestim­mung der NIR-Detek­tier­bar­keit von Kunst­stof­fen setzt ein Inno Spec­tra NIR-S-G1 Spek­tro­me­ter vor­aus. Die Anwen­dung ver­gleicht neue Mes­sun­gen mit bekann­ten NIR-Spek­tren und zeigt den Grad der Über­ein­stim­mung an. Eine direk­te Aus­sa­ge über die NIR-Sor­tier­bar­keit wird nicht gemacht, da die­se von zu vie­len Fak­to­ren abhängt.

Die Vor­tei­le

Im Gegen­satz zu tri­na­miX kön­nen wir die hin­ter­leg­ten Refe­ren­zen und den Berech­nungs­al­go­rith­mus ändern. Außer­dem arbei­tet das NIR-S-G1 im Wel­len­län­gen­be­reich von 900 nm - 1.700 nm und deckt damit den glei­chen Bereich ab wie die meis­ten NIR-Kame­ras von HSI Tech­nik, die in Sor­tier­an­la­gen ein­ge­setzt wer­den. Dies erleich­tert die Über­tra­gung der Ergeb­nis­se auf Sortieranlagen.

Unse­re Soft­ware gibt die Daten im offe­nen JDX-For­mat aus bzw. kann die­ses For­mat ein­le­sen. Die Algo­rith­men, die hier zum Ein­satz kom­men, kön­nen auch 1:1 in NIR-Kame­ras auf HSI-Tech­nik über­tra­gen wer­den. D.h. Sie kön­nen einen Pro­to­typ einer Sor­tier­an­la­ge mit der NIR-S-G1 auf­bau­en und dann die Erkennt­nis­se in Ihre Pro­duk­ti­on übertragen.

Was sie damit errei­chen können

  • Sie erhal­ten einen kon­kre­ten Zah­len­wert für die Über­ein­stim­mung ihres NIR Signals mit einer Refe­renz und damit eine kon­kre­te Aus­sa­ge dar­über, wie „gut“ ihr Kunst­stoff von einem NIR Sen­sor erkannt wer­den kann
  • Sie kön­nen mit die­sen Ergeb­nis­sen ihre Kunst­stof­fe klar nach der NIR Sor­tier­eig­nung sor­tie­ren, eine wesent­li­che Vor­aus­set­zung für Recyclingfähigkeit

Was sie damit nicht errei­chen können

  • Die Anwen­dung kann ihnen nicht sagen, wie der Kunst­stoff von den ver­schie­de­nen Sor­tier­an­la­gen erkannt wird. Wobei natür­lich gilt: Je höher die Über­ein­stim­mung ihres Kunst­stof­fes mit einer per­fek­ten Refe­renz ist, des­to wahr­schein­li­cher ist die kor­rek­te Zuord­nung durch die Sortiermaschine.

Fazit

Wer sich tie­fer mit NIR Tech­nik beschäf­tigt, stellt schnell fest, dass es vie­le ent­schei­den­de Para­me­ter bei der kor­rek­ten Bestim­mung von Kunst­s­of­fen gibt: Die Leis­tung der Sen­so­rik und die Ver­ar­bei­tung der erzeug­ten Daten. In der Pra­xis kommt dann natür­lich noch die tat­säch­li­che Ver­schmut­zung der Kunst­stof­fe, die War­tung der Anla­ge und die Para­me­trie­rung der Anla­ge mit ins Spiel. Vie­le unbe­kann­te Fak­to­ren, doch mit den hier vor­ge­stell­ten Lösun­gen kön­nen sie schnell, ein­fach und vor allem selbst die NIR Detek­tier­fä­hig­keit ihrer Mate­ria­li­en bestim­men. Ein kon­kre­ter Zeit- und Kostenvorteil!

Vorgestellte Hard- und Software

Recyclingfähigkeit: Konkrete Kundenprojekte

Kon­kre­te Kun­den­pro­jek­te mit NIR-S-G1 Punktspektrometer

Recyclingfähigkeit Kunststoffe: Sortierbarkeit prüfen 3

Ziel: Aus ver­schie­de­nen PP-Vari­an­ten die Unter­schie­de hin­sicht­lich NIR Detek­tier­bar­keit erarbeiten

  • Pro­be B3 gibt kein NIR Signal.
  • B1 + B2 sind klar als PP zu erken­nen, auch wenn die Peaks wenig aus­ge­prägt sind.
  • G3 erzeugt defi­ni­tiv das bes­te NIR Signal.
Recyclingfähigkeit Kunststoffe: Sortierbarkeit prüfen 4

Ziel: NIR Signal­qua­li­tät im direk­ten Ver­gleich mit einem ruß­ge­färb­ten Kunst­stoff zu evaluieren

  • 1a gibt kein NIR Signal
  • 2 und 2a geben ein gutes NIR Signal
  • Pro­be 3 gibt das bes­te NIR Signal
Recyclingfähigkeit Kunststoffe: Sortierbarkeit prüfen 5

Ziel: Wel­che Effekt­pig­men­te (A & B) erge­ben in wel­cher Kom­bi­na­ti­on mit Kunst­stoff­va­ri­an­ten (X & Y) wel­che NIR Signale?

  • Das Grund­ma­te­ri­al Y eig­net sich nicht.
  • Pig­men­te B in Grund­ma­te­ri­al X erge­ben immer ein gutes Signal.
  • Pig­men­te A in Grund­ma­te­ri­al X erge­ben immer ein sehr gutes NIR Signal. Ins­be­son­de­re die­se Varia­ti­on zeigt kaum Unter­schie­de zur Refe­renz, dem Grund­ma­te­ri­al HDPE in natur.